Das Leben als junge Familie


 

Erst einmal bedanke ich mich von ganzem Herzen für das liebe Feedback von euch. Wow, ich war unfassbar überwältigt von den vielen lieben Nachrichten die mich persönlich erreicht haben. Jede einzelne hat mich so berührt, ich freue mich, dass ich manchen von euch Mut machen konnte, auch eure „unangenehmen“ Gedanken mal auszusprechen. Mich haben aber auch viele Nachrichten erreicht, die mir Mut gemacht haben, dass alles besser und leichter wird. Ich habe Tipps bekommen, ich habe Leidensgenossinnen gefunden und danke euch für den wertvollen Austausch. DANKE DANKE DANKE

 

 

Von einigen Freunden und Bekannten wurde ich in letzter Zeit auch gerade nach meinem ersten Blogpost gefragt wie es generell so ist als junge Familie, diese Frage konnte ich irgendwie gar nicht so kurz und knapp beantworten und auch nicht direkt, da hier einiges durch meinen Kopf schwirrt.

 

Wenn ich die letzten 13 Monate Revue passieren lasse, kann ich vor allem eines dazu sagen, es ist alles anders als je zuvor. Vielleicht ist die Veränderung für Paare die noch nicht ganz so lange zusammen sind wie wir auch nicht ganz so „schwierig/kompliziert/verrückt" - mir fällt gar kein passendes Wort ein :D

 

 

Marcus und ich waren über 13 Jahre ein Paar bevor unser kleiner Paul zur Welt kam. D.h. 13 Jahre ging es immer um uns ZWEI, unsere Bedürfnisse, unsere Freizeit, unsere persönliche Weiterentwicklung, unsere Karriere.

 

Plötzlich nach all den Jahren geht es um diese kleine Person in deiner Mitte. Kleinste Bedürfnisse (gerade am Anfang mit Neugeborenen) wie die eigene Körperhygiene, Toilettenbesuche, Essen, Schlafen wann immer du möchtest gibt es zunächst nicht mehr! Das ist gar keine so leichte Umstellung wie man es sich vorstellt.

So konnte man vorher Dinge wie Essen, Schlafen und Co. in den Tag integrieren wie es gepasst hat. Das geht mit Kind zunächst nicht mehr, das (gerade wenn sie jetzt größer sind) erfolgt - zumindest bei uns - nun routinierter. Es gibt plötzlich Uhrzeiten die einem unglaublich wichtig sind. Der passende Mittagsschlaf - der heilige Schlaf, in dem man einfach mal kurz Zeit hat, Dinge abzuarbeiten, nach schwierigen Nächten auch mal zu ruhen oder den Haushalt zu erledigen.

 

 

Es drehen sich plötzlich so viele Gedanken um Kinderkrankheiten, unerwartete geplatzte Verabredungen, Blähungen, schlaflose Nächte, Beikost/Stillen und auch ganz ehrlich manchmal gewaltige Erschöpfung. So gibt es Wochen, da würde mich kein Mensch ohne Make-up auf der Straße sehen, einfach weil die Augenränder bis zu den Kniekehlen reichen :-D meine Haare einfach zum Dutt hochgeknüllt sind und ich auch gar keine Ahnung habe warum mein Kleiderschrank eigentlich von früher so voll ist, da ich eh immer nur die obersten Sachen herausziehe, aus Zeitgründen :D und immer wieder die gleichen 3 Pullover trage.

 

 

Bevor Paul geboren wurde ging es bei uns sehr viel um unsere Arbeit. Das Weiterkommen in der Selbstständigkeit und im Beruf. Ich habe einen Großteil des Tages mit Marketing, Networking, E-Mails, Ideensammeln und persönlicher Weiterentwicklung verbracht. Habe lange gebraucht um Dinge wie Meditation, Dankbarkeitsjournal führen, das tägliche Aufschreiben meiner Ziele, Weiterbildung, gesunde Ernährung und Co. in den Alltag zu integrieren und mich auf den Gebieten weiterzuentwickeln.

 

Das ist im letzten Jahr zum großen Teil auf Eis gelegt worden. Ich habe zwar trotzdem nebenbei gearbeitet und auch in der letzten Saison viele Paare fotografisch begleitet, hatte aber das Gefühl, nur die anfallenden Sachen zu bearbeiten, ohne mein Business und meine Persönlichkeit weiterzubringen. Vielleicht ist das auch manchmal ein wenig der Grund, dass ich mich verlorener fühle, negative Gedanken mal ihren großen Raum einnehmen können, da die Dinge die mich zuvor ausgemacht haben, plötzlich kaum mehr Platz haben/hatten.

 

 

Jetzt kommt das große ABER - es ist das „augenblickliche Zurückstecken deiner eigenen Bedürfnisse“ mehr als wert. Ich merke es jetzt ja schon langsam und bin mir zu 100 % sicher, dass es im Laufe der nächsten Zeit sooooo viel besser werden wird und ich wieder mehr Raum für mich finden werde. Es wird zunehmend bewusster, dass es nur eine wertvolle Auszeit ist, eine Pause von den Dingen, die ich vorher den ganzen Tag gemacht habe und eine Verschiebung des Fokus. Es ist aber auch so, dass sich dieses Verschieben bei genauem Betrachten nicht schlecht anfühlt, sondern der Grund, Paul, es jede Sekunde wert ist und wir uns eben gerade auf dem Gebiet als junge Familie extrem weiterentwickeln. Ich bin dankbar dafür, dass Paul uns zeigt, dass das Leben so viel mehr zu bieten hat, als der kleine Kosmos, in dem man sich vorher bewegt hat.

 

Jedes Lachen, Albern und Entdecken unserer Welt unseres kleinen Pauls lässt jede Phase meines Körpers mit Glück erfüllen. Ich könnte platzen vor Glück, Liebe und Stolz wenn ich ihn lachen sehe. Er ist eine so große Bereicherung in unserem Leben. Ja es hat sich ALLES verändert, aber zum Positiven. Man ist dankbarer als je zuvor für Gesundheit, für Freizeit, für den MOMENT. Wie selten man eigentlich im Alltag, bevor man Kinder hatte, wirklich im Augenblick gelebt hat und wie sehr man das genießt und wie oft man es mit Kindern macht, dass könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Hier hat also bei genauen Betrachten eine riesige persönliche und wertvolle Weiterentwicklung stattgefunden.

 

 

Wie selten wir an manchen Tagen unser Handy in der Hand halten, einfach nur um diese unglaublich magische Zeit der Entwicklung, des Kinderlachens und der Liebe aufzunehmen. Auch wenn vieles drumherum schwieriger/anders geworden ist, kann ich für Marcus und mich sprechen, dass wir noch nie glücklicher waren als mit Paul. Er bringt das Chaos, die Herausforderungen, viel frische Luft und die unglaubliche Geduld in unser Leben. Wir lernen uns ganz neu kennen. Klar es gibt auch Momente in denen wir mal schneller emotional reagieren als wir wollen aber wir lernen so viel über uns wie noch nie zuvor im Leben.

Und mir ist mehr als je zuvor bewusst, wie wichtig mir meine eigene kleine Familie ist. Es ist die kostbarste Zeit im Leben. Die Karriere etc. ist ja nicht aufgehoben. Wenn man an etwas glaubt und etwas möchte wird man den Weg auf alle Fälle weitergehen und kann trotzdem ganz entspannt für den Moment Abstand davon gewinnen und diese wertvolle Zeit im Augenblick genießen.

 

Jetzt ist der Post mal wieder sehr lang geworden. Aber ich hoffe, dass es eure Frage ein wenig beantwortet :-) Das Leben als junge Familie ist anders und so viel schöner als alles je zuvor :-)

 

 

Für alle, die sich unsicher sind, ob ein Kind gerade zu den aktuellen Zukunftsplänen passt, ein Kind passt vermutlich nie 100 % in den Plan, ABER (darüber werde ich auch demnächst einen gesonderten Blogpost schreiben) habe ich immer wieder die Worte von Eva Corino im Kopf „Wenn wir die Lebensphase entzerren, können wir die schönen und berührenden Momente mehr genießen.“ (S.74, Eltern Nr.12/2018).

 

Unsere Ziele und beruflichen Wünsche sind nicht aufgehoben, sie sind lediglich ein wenig zeitlich nach hinten gerückt, um die Zeit mit Paul voll und ganz zu genießen :-)

 

Ich freue mich auf eure eigenen Erfahrung und von euch zu lesen.

Fühlt euch gedrückt <3

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Kommentare: 1
  • #1

    Renate Fleckenstein (Sonntag, 10 Februar 2019 22:31)

    Liebe Casey
    genauso ist es, aber Du kannst es immer in sooo schöne Worte fassen.
    Liebe Grüße
    Renate