Ich freue mich kurz wieder einen Moment Ruhe zum Schreiben zu finden und euch ein wenig Einblick in unseren Alltag geben zu können.
Die letzten Wochen waren wieder ein wenig herausfordernd für uns drei :D Erst kamen die Backenzähne, dann haben wir im nächsten Schub gesteckt, dann war Paul zwischendurch krank und nun sind wir bei den Eckzähnen angekommen :D Diese Zeiten werden bei uns mit sehr unruhigem und schwierigem Schlaf und Essverhalten begleitet. Das kann manchmal bei uns drei zu „gereiztem“ Verhalten führen - obwohl wir das alle nicht möchten - wo wir wieder beim Thema Achtsamkeit wären ;-)
Die Tage mit Paul werden jeden Tag schöner und aufregender, er immer selbstständiger und mehr und mehr zum kleinen Weltentdecker.
Aber auch wir als Eltern kommen mal an unsere Grenzen. Man kann wirklich gut beobachten wie die Geduld mit fehlender Befriedigung eigener Bedürfnisse sinkt und man eigentlich so viele Pläne und Wünsche für die Beziehung zum Kind hat(te) - aber in diesen Momenten dermaßen schnell der Geduldsfaden reißt, dass man leider überhaupt nicht reflektiert spricht und auch wirklich schnell gereizt ist. Dabei sagen wir uns ja immer wieder, dass ist eine Phase, es geht vorbei - er macht das alles nicht um uns zu ärgern und ihm scheint es ja selbst nicht gut zu gehen, wenn die Zähne, der Bauch drücken oder einfach die ganze Welt Kopf steht und er erst einmal all die neu erlernten Puzzleteile in seinem Kopf zusammensetzen muss. Und doch sind wir einfach nur Menschen mit normalen Bedürfnissen, die wenn sie nicht erfüllt sind zu unüberlegtem Reden führen (und das obwohl ich doch weiß wie sehr Worte einen Menschen beeinflussen, schmerzen und hemmen können).
Ich habe manchmal das Gefühl, dass all das was ich schreibe eher negativ klingt. Das soll es absolut nicht. Ich möchte einfach nur Mut machen, euch zu trauen Dinge auch einmal auszusprechen. Ja verdammt mir wächst gerade alles mal über den Kopf - und das ist verdammt OK, es geht uns allen mal so. Es ist nicht immer alles nur leicht und voller Sonnenschein, aber es liegt in unserer Hand, all das zu ändern und den inneren Zustand von Harmonie, Liebe und Glücklichsein herzustellen.
Dafür ist kein Mensch im Außen zuständig - nicht unsere Kinder, Eltern, Freunde, Partner oder sonst jemand. Nein nur wir - wir müssen unsere Gedanken beobachten, kommen und gehen lassen und uns auch mal Ärger, Wut und Traurigkeit eingestehen - wir alle haben verlernt Gefühle zuzulassen, weswegen mir mein Weg der „Erziehung“ - (ich nenne es ja lieber „Beziehung“ zu Paul so unglaublich) wichtig ist und ich ihn unterstütze all seine Gefühle auszuleben. Er soll positive und negative Gedanken und Gefühle kennen und zulassen - denn alle sind völlig OK. Wusstet ihr, dass wenn man negativen Gefühlen keinen Raum gibt auch nie 100 % die positiven Gefühle fühlen kann? D.h. wenn wir nicht alle Gefühle mit allen Farben und Emotionen ausleben auch nie wirklich die positiven Gefühle fühlen werden. Es ist wie ein Schleier der immer alles leicht bedeckt hält und wir so mehr und mehr zur gefühlslosen Gesellschaft werden, die versucht sich mit neustem Auto, Kleidung, Haus, generell Konsum, Sport - die Liste wäre noch endlos weiterzuführen - ein Stück vom Glücklichsein zurückzuholen um dann festzustellen „Hey, ich bin ja immer noch nicht glücklicher - vielleicht brauch ich noch dies und das.“ - ein niemals endender Teufelskreis.
Und ich spreche bei den Gefühlen, die zugelassen werden müssen nicht vom Jammern. Jammern dürfen wir auch, doch sind wir beim Jammern immer sehr schnell und ausführlich. Auch hier bin ich - und nur ich dafür verantwortlich etwas zu ändern, wenn mich etwas unzufrieden macht. Ich jammere weil ich zu dick bin - ich kann es ändern, ich jammere weil ich zur Arbeit muss, die ich nicht leiden kann - Ich hab mir den Job ausgesucht, Ich jammere, dass ich nie Geld habe - ich kann mein Moneymindset ändern und beginnen meine Finanzen in den Griff zu bekommen. Es ist wichtig, auch die Gefühle auszusprechen, aber wir müssen uns immer im klaren sein, dass nur WIR in dieser Situation eine Änderung herbeiführen können und diese aber nicht durch das Jammern selbst.
Nein das Glück ist allein in uns zu finden. Indem wir wieder beginnen Gefühlen Raum zu geben - uns für alle Gefühle akzeptieren, im besten Fall sogar offen mit einer vertrauten Person über diese sprechen und ihnen dadurch weniger Macht verleihen, ihr werdet sehen, dann geht es (manchmal nach ganz kurzer Zeit, manchmal dauert dieser Prozess auch länger) von alleine wieder viel besser, ihr könnt euch mehr und mehr entfalten und wieder viel klarer sehen was um euch herum passiert. Und so kann ich trotz fehlendem Schlafs - nach einer Meditation oder Atemübungen, wieder voll bei mir ankommen und bringe für den Tag wieder viel mehr Energie und Geduld mit. Aber all das kann auch bei mir mal eine Stunde, Tage oder Wochen dauern. Es ist für mich völlig in Ordnung, ich lerne es auch erst mich mit all diesen Phasen im Leben zu akzeptieren, mich zu lieben und mir Raum zu geben.
Ich weiß, dass meine Müdigkeit, Ängste und manchmal auch Wut völlig in Ordnung sind. Sie gehören zum Leben. Es ist eine Phase und ich muss mich einfach nur darauf einlassen, dann kann ich wieder viel reflektierter Handeln, sowohl im Umgang mit Paul als auch mit Marcus - denn sein wir mal ehrlich, unser Partner hat es in diesen Phasen eigentlich am schwersten (oft bekommt dieser nämlich die Last ab).
Naja worauf ich hinaus möchte. Ich wünsche mir sehr für unser aller Zukunft, dass wir unsere Kinder zu einer gefühlsstarken Gesellschaft heranwachsen lassen. Nur unterdrückte Gefühle kommen in Form von schweren Krankheiten, Gewalt und wirklich schädliche Arten und Weisen nach draußen. Wenn wir unseren Kindern aber beibringen und damit meine ich vor allem Vorleben, dass alle Gefühle zum Leben dazugehören, dann kann sich das in ihnen nicht aufstauen, sie lernen Strategien, um diese Gefühle für sich zu bewältigen und zu akzeptieren. Sie können so mit viel mehr Selbstvertrauen, Selbstliebe, Achtsamkeit, Mitgefühl für andere - da sie mit sich selbst dadurch im Reinen sind und auch Dankbarkeit, Wertschätzung und Liebe durch das Leben gehen und dazu einen großen Beitrag zu einer besseren Welt schaffen.
Aber wir können ihnen das nur vermitteln, wenn wir ihnen ein Vorbild sind und all diese Dinge erst einmal für uns selbst wieder erlernen. Also traut euch auch mal traurig, wütend oder erschöpft zu sein -> und Achtung - damit meine ich, wie oben schon angesprochen, nicht jammern vor anderen, nein, ich meine in erster Linie ganz ehrlich zu euch selbst zu sein - Was fehlt mir gerade?; Was wünschte ich mir wäre zurzeit anders?; Wer oder was würde mir gerade gut tun? Und darüber ganz offen mit einer vertrauten Person sprechen und diese Dinge bewusst ändern und ihnen ein wenig Zeit einräumen - eine halbe Stunde Buch lesen, Podcast hören oder sonst was können manchmal schon Wunder bewirken.
Denn wenn wir das lediglich durch „Jammern“ bei anderen abladen, ändern wir in uns und vor allem an der Situation die uns stört nichts. Wir schauen nicht hin, wo wirklich das Problem herkommt und wir bleiben weiterhin Opfer unserer Gedanken - Lasst einfach viel mehr Tiefgang in euch zu und tragt das nach außen - ihr werdet sehen, man hat gleich viel mehr Platz für andere (oh ja auch das hat bei mir in letzter Zeit ordentlich gefehlt ;-) weil ich einfach zu sehr mit mir beschäftigt war ;-))
Ich hoffe ich konnte einigen von euch mit diesen Worten Mut machen und zum Nachdenken anregen. Probiert es wirklich aus, ihr werdet sehen, es geht euch direkt viel besser, ihr könnt leichter und zufriedener mit jeder Situation umgehen :-)
Für alle die einen einfachen Einstieg in die Meditation möchten kann ich Headspace (App) oder einfach die liebe Laura Malina Seiler (YouTube, ihrer Website, Spotify…) empfehlen. Probiert es doch einfach mal aus :-)
Ich würde mich riesig über einen Austausch freuen, schreibt doch in die Kommentare, ob ihr für euch was mitnehmen konntet, ob es euch ähnlich geht, oder ob ihr bewusst etwas angewendet habt. Ich freue mich auf Kommentare von euch.
Fühlt euch ganz lieb umarmt.

Titelbild von Sonja Netzlaf Photography