Phänomen Machtkampf


 

 

Ich lasse heute mal meine Weiterbildung sein und verschiebe sie ausnahmsweise auf Samstag. Heute überkommt mich die Lust zum Schreiben und so lange beobachte ich dieses Thema nun schon.

 

Man kennt es aus nahezu allen Bereichen des Lebens - den Machtkampf.

Wer hat den 'höchsten Job'? Wer hat das 'dickste Auto'?, Wer hat das 'größte Haus'? Wer den 'schönsten Garten'? - aber es geht noch weiter, es gibt sogar einen Machtkampf zwischen Eltern, und das gehört scheinbar sogar zum Alltag vieler Eltern.

Da frage ich mich, WIESO????

 

Es wird sich übertrumpft was das Zeug hält: "Ja, aber mein Kleiner kann schon sitzen, laufen, durchschlafen, Mama sagen…", Es ist, als könnte sich unsere Gesellschaft kaum noch mit anderen freuen. Wahre Freude und Mitgefühl, Empathie, Liebe, Respekt gibt es diese Werte kaum noch?

 

Ich beobachte immer wieder, wie uns auf der Straße nach einem netten „Hallo“ oder „Guten Tag“ zu anderen Eltern, nur skeptische und musternde Blicke erwidert werden. Warum grüßt man sich nicht freundlich? Warum halten wir Eltern nicht zusammen?

Wir erschaffen die Zukunft unserer Kinder. Wollen wir ihnen nicht genau diese Werte vermitteln? Respekt, Toleranz, Freundlichkeit, Feingefühl, Sauberkeit etc. - Nein, stattdessen bewerten und vergleichen wir den ganzen Tag - (ich ertappe mich ganz ehrlich auch beim Vergleichen - Es ist definitiv sehr schwer, aber ich versuche mir die Situationen bewusst zu machen, in denen ich beginne zu vergleichen und versuche diese bewusst zu verändern). Wenn man ganz ehrlich zu sich selbst ist, werten wir mit diesen Gedanken sogar unsere Kinder ab. Wir glauben zu denken was sie bereits können müssten. Wir haben damit Erwartungen an sie. Das ist meiner Meinung nach völlig falsch und überhaupt nicht in Ordnung. Ich finde, wir sollten alle damit beginnen wieder mehr mit Vertrauen und Liebe durch die Welt zu gehen.

Die Kleinen machen das alles in ihrem ganz eigenem Tempo, keiner macht hier etwas außerordentlich richtig oder falsch!

Warum lassen wir unsere Kinder nicht in Ruhe und verbringen die Zeit einfach damit glücklich zu sein und sie bei ihrer tollen aufregenden Reise zu unterstützen und zu begleiten? Ist es nicht am Ende völlig egal ob man mit 10 Monaten oder 18 Monaten gelaufen ist. Ist es nicht völlig egal das einer von uns besser in Mathe ist und der andere in Deutsch - ja das vergleichen wir ja seit der Schulzeit auch nicht mehr, also warum die Entwicklung unserer Kinder. Alle von uns haben die elementaren Dinge des Überlebens gelernt, wie Essen, aufs Klo zu gehen oder zu laufen (vorausgesetzt, das Kind hat die entsprechenden körperlichen Möglichkeiten dies zu erlernen), aber es ist von keiner Wichtigkeit, wann das alles passiert ist oder fragt ihr neue Bekannte zuerst nach dem Monat, in welchem sie begannen zu laufen und sucht die freundschaftlichen Beziehungen danach aus?

 

Es geht ja noch viel weiter - so kann ich auf der Straße oftmals Szenarien beobachten, da wird es mir ganz anders. Eine Mama, zwei Kinder, man sieht sie auch ab und zu mal überfordert mit den beiden - WAS VÖLLIG NORMAL IST - JEDER von uns ist mal ÜBERFORDERT und reagiert vermutlich ganz anders als man es eigentlich möchte - ob mit oder ohne Kind :D - manchmal scheint die Geduld einfach im Bett liegen geblieben zu sein!

Aber sich dann auf der öffentlichen Straße mit anderen Eltern über das Fehlverhalten und die schlechten Zensuren anderer Kinder zu unterhalten - WIESO????

Hat man denn nicht genug eigene 'Baustellen', die man angehen könnte, anstatt sich darüber zu unterhalten ob das andere, nicht eigene Kind nun schulfähig ist oder nicht.

 

Ich glaube ganz ehrlich - mich eingeschlossen-, an Tagen an denen ich selbst wenig achtsam mit mir umgehe, dass irgendeine eigene Unzufriedenheit dazu führt, sich selbst besser fühlen zu wollen, indem man andere abwertet.

Ich für meinen Teil werde ganz stark darauf achten in Unterhaltungen niemanden übertrumpfen zu wollen und schon gar nicht über andere zu urteilen oder gar schlecht zu machen.

Ich werde auf alle Fälle - noch mehr als vorher - mit einem großen Lächeln im Gesicht - freundlich - mit dem Kinderwagen durch die Straßen ziehen und daran glauben, dass es sich irgendwann ändern wird und wir zusammen halten - ja vielleicht sogar eine nette Unterhaltung auf der Straße entsteht ;-)

 

Wir lieben unsere Kinder doch genau so wie sie sind. Ich möchte Paul genau so wie er ist. Er ist in seiner Entwicklung für uns perfekt - und das sind alle unsere Kinder für uns! Hört auf zu vergleichen! Ich liebe Paul mit jeder Ecke und Kante - gerade umso mehr, dass macht seinen Charakter aus. Ich werde versuchen, so gut ich kann, eine gute Wegbegleiterin zu sein, ohne jegliche Erwartungen, die er für mich oder gar andere erfüllen soll.

 

Warum konzentrieren wir uns nicht alle viel lieber darauf, wie unendlich stolz wir auf unsere Kinder sind und wie perfekt sie für uns sind.

Ich bin mir soooo sicher, dass wir dann alle viel, viel freundlicher miteinander umgehen können, dass das Leben viel leichter wird und wir alle diese Machtspiele vergraben können, weil es viel schöner ist sich zu unterstützen und zu ermutigen, als abzuwerten oder zu vergleichen. Habt Vertrauen in das Leben und besonders in eure Kinder. Unterstützt sie. Die Leistungsgesellschaft wird noch früh genug ihre Spuren hinterlassen, das muss nicht bereits im Kleinkindalter künstlich auf unsere Kinder projeziert werden.

 

Wir sollten unseren Kindern gegenüber einfach liebevolle, respektvolle Begleiter und Unterstützer sein. Sie ermutigen - auch wenn sie mal Fehler machen werden, ihnen zeigen, dass sie für uns perfekt sind und das Fehler überhaupt nichts Schlechtes sind. Sie voller Liebe an die Hand nehmen, die richtigen Werte vermitteln und mit der richtigen Portion Gelassenheit ganz achtsam ein paar Grenzen, die nun einmal dazu gehören, setzen und ihnen beibringen immer gut für sich selbst zu sorgen - achtsam, liebevoll und voller Liebe zu sich selbst zu sein, um so einen gesunden, selbstbewussten und glücklichen Mensch aus ihnen machen <3

 

 

Ich möchte mit diesem Blogpost niemandem zu nahe treten - mit meiner Aussage über die Mutter auf der Straße, bewerte ich genauso und sehe es eigentlich nicht als richtig an, aber ich wollte es veranschaulichen und vielleicht zum Nachdenken anregen, deswegen soll diese Situation nur beispielhaft einfließen  ;-)